Dr. Marian Eleganti im Gottesdienst

Ein Weihbischof zu Gast in Küsnacht Geschrieben am

Während der Sabbatzeit von Pfarradministrator Karl Wolf bleibt die Pfarrgemeinde nicht ohne Eucharistie. Diakon Matthias Westermann hat seine Kontakte in die Diözese genutzt, so dass an fast jedem Wochenende verschiedene Priester zu Gast sind, um die heilige Messe zu feiern. Zwei davon, unser Weihbischof Dr. Marian Eleganti und P. Dr. Dominikus Kraschl OFM stellen sich im Interview unseren Fragen.

Das Jesusgebet begleitet den Weihbischof Marian Eleganti

Vor Ihrer Ernennung zum Weihbischof waren Sie Benediktinermönch und Abt des Klosters Uznach. Was hat Sie in dieser Zeit besonders geprägt und was ist Ihnen heute noch wichtig?

Weihbischof Dr. Marian Eleganti
Weihbischof Dr. Marian Eleganti

Eleganti: Das Gebet, die Liturgie, die Regel des Heiligen Benedikt, besonders die Stelle: „Der Liebe zu Christus nichts vorziehen!“ Ich habe das immerwährende Jesusgebet entdeckt und nun seit 45 Jahren nicht mehr aufgegeben.

Als Jugendbischof standen Sie in besonderem Kontakt zu jungen Menschen. Was muss kirchliche Jugendarbeit heute leisten?

Eleganti: Wenn es ihr nicht gelingt, die jungen Menschen in eine wirkliche Begegnung und Beziehung mit Christus zu führen, hat sie versagt. Unbeschadet der Tatsache, dass jeder Mensch frei bleibt und selbst wählen muss. Um wählen zu können, muss er Jesus kennen: das ist die Aufgabe der kirchlichen, nicht der weltlichen Jugendarbeit.

 Als Weihbischof nehmen Sie immer wieder pointiert Stellung zu kirchlichen Streitfragen. In welcher Angelegenheit, mit Blick auf die Zukunft unserer Kirche, machen Sie sich besondere Sorgen?

Eleganti: Die liturgische Erneuerung seit 50 Jahren hat versagt. Das Gegenteil ist gekommen. Das Gleiche gilt für die Glaubensvermittlung. Wir sind dabei, die Einheit in der Lehre und in der Praxis zu verlieren, zum Schaden der Kirche. Das Faszinierende ist doch, was von Gott kommt und nicht vom Menschen! Im Gegensatz zur Welt tanzen wir in der Kirche nicht um das goldene Kalb, aber wir drehen uns um uns selbst: Der Mensch ist der Weg und der Mittelpunkt. Das ist genauso falsch.

Verschiedene Eindrücke aus der Weltkirche

Wer Sie im Gottesdienst erlebt, spürt neben manch anderem, dass Musik und Musikalität für Sie eine besondere Rolle spielt. Stimmt mein Eindruck?

Eleganti: Das stimmt. Als Mönch habe ich singen gelernt und singe die Gebete, wie die Melodien aus meinem Herzen kommen. Ich sehne mich nach einer Form der Liturgie, wie sie von alters her in der lateinischen und der orthodoxen Kirche praktiziert wird. Sie entspricht mehr meiner Seele und der Heiligkeit Gottes.

Als Weihbischof haben Sie viele Kontakte und Einblicke in das kirchliche Leben weltweit. Was könnten wir als Kirche hier in der Schweiz von anderen Regionen der Welt lernen?

Eleganti: Von den Afrikanern können wir die wirkliche Begeisterung für Jesus lernen, von der Orthodoxie Mystik und geistliches Leben. In Südamerika spielt die Suche nach Gerechtigkeit eine grosse Rolle. In Asien, vor allem in Japan und Korea, sind Ehrfurcht und Respekt wichtig. Die lateinische Kirche steht für Wahrheitsliebe und Klarheit, Kindlichkeit und Einfachheit findet man auf eindrückliche Weise auf den Philippinen und in Indonesien. In China gibt es eine ehrliche Suche nach Gott und tiefe Frömmigkeit. Vielerorts in den USA trifft man auf lebendiges und warmherziges Pfarreileben, und auf den Eifer für Gott und Selbstverständlichkeit des Glaubens in Indien. Ich entschuldige mich, wenn ich irre. Das sind subjektive Eindrücke von meinen Reisen.

Durch einen Zufall ist P. Dominikus Kraschl bei den Franziskanern gelandet

Sie gehören dem Franziskanerorden an. Warum haben Sie genau diese Gemeinschaft gewählt?

P. Dr. Dominikus Kraschl

Kraschl: Das hat sich so ergeben: Als ich nach der Matura mit dem Theologiestudium anfing, hatte ich eine etwaige Ordens- oder Priesterberufung noch nicht im Blick. Damals fragte mich ein alter Freund, ob ich nicht Lust und Zeit hätte, mit ihm ein paar Tage in einem Kloster zu verbringen. Die Frage war nun: Wohin sich wenden?

Mein erster Gedanke war, im Benediktinerstift St. Peter in Salzburg anzurufen. Dass das Stift im Telefonbuch nicht unter „B“ wie Benediktiner, sondern „S“ wie St. Peter zu finden war, wusste ich damals nicht. Mein zweiter Gedanke war: Man könnte es einmal mit „F“ wie Franziskaner versuchen. Diesmal wurde ich fündig. Nachdem diese Tage für mich eine Zeit grosser Gnade waren, kam ich immer wieder für ein paar Tage, bis ich mich schliesslich entschied, ganz zu bleiben. Ich überlegte damals, mir andere Ordensgemeinschaften anzusehen, kam aber schnell zum Schluss, dass ich bei den Franziskanern im Grunde alles fand, was sich suchte. Und so entschied ich mich, am Ort meiner ersten Liebe zu bleiben.

Sie sind seit 2018 Professor für Philosophie und Philosophiegeschichte an der Theologischen Hochschule in Chur. Inwieweit können junge Theologen und Theologinnen von diesem Fach profitieren?

Kraschl: Sie können auf verschiedenen Ebenen profitieren! Das Fach Philosophie führt zum einen in die Kunst des Argumentierens ein. Zum anderen vermittelt es weltanschauliche Kompetenz. Es geht darum zu lernen, welche Antworten auf die grossen Fragen der Menschheit zu verschiedenen Zeiten in verschiedenen Kontexten gegeben wurden. Die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Denktraditionen und Weltanschauungen trägt nicht nur zum besseren Verständnis der eigenen, christlichen Weltanschauung bei. Sie bildet auch eine wichtige Grundlage für den weltanschaulichen Dialog und das seelsorgliche Gespräch.

Küsnacht hat positiv überrascht

Vor Chur lehrten Sie in Münster Fundamentaltheologie. Was unterscheidet die beiden Studienorte?

Kraschl: Mit seinen etwa 45’000 Studierenden darf man Münster als richtige Studentenstadt bezeichnen, während man das von Chur so nicht sagen kann. Was das Studium der Theologie anbelangt, so ist zu sagen, dass Münster mit über 2’000 Studierenden die weitaus grösste deutsche Theologische Fakultät darstellt, während Chur ein vergleichsweise kleiner, dafür aber familiärer und in das Leben der Diözese gut eingebundener Ausbildungsort ist. Beide Studienorte haben aus meiner Sicht, gerade in ihrer Unterschiedlichkeit, ihren Charme.

Papst Franziskus hat ja nicht zufällig den Namen Ihres Ordensgründers gewählt. Hat das für Sie eine besondere Bedeutung?

Kraschl: Wenn ein Jesuitenpapst sich Franziskus nennt, bringt das eine grosse Wertschätzung des Heiligen Franziskus und des franziskanischen Charismas zum Ausdruck. Das freut mich natürlich. Dass es für mich persönlich eine besondere Bedeutung hätte, könnte ich jedoch nicht sagen.

Sie sind ja viel in den Pfarreien zur Aushilfe, auch bei uns hier in Küsnacht. Welchen Eindruck haben Sie vom kirchlichen Leben vor Ort?

Kraschl: Küsnacht ist nach meinem Eindruck eine sehr lebendige Gemeinde! Der Gottesdienstbesuch ist gut, alle Altersgruppen sind vertreten; soweit ich weiss, besteht eine intensive Kinder- und Jugendarbeit. Die Verantwortlichen scheinen mir sehr engagiert und die Abläufe gut organisiert zu sein. Ich bin positiv beeindruckt!

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