Ein Plädoyer für die Dankbarkeit
„Ich danke jeden Morgen, wenn ich gesund aufstehen kann.“ Diesen Satz haben wir alle wahrscheinlich schon gehört oder gesagt.
Aber stimmt dieser Satz auch? Sagen wir ausdrücklich, dass wir dankbar sind? Behalten wir es nicht oft für uns? Viel Gutes in unserem Leben nehmen wir einfach zu selbstverständlich hin. Wenn man aber Dankbarkeit ausdrückt, verändert sich die Atmosphäre. Es ist ein Unterschied, ob ich bei Tisch einfach nur drauflos esse und es mir auch schmeckt, oder ob ich meinem Gegenüber sage: „Das schmeckt aber gut!“ Dann freuen wir uns beide. Es wird heller am Tisch.
Unser Leben würde heller
Wenn Dankbarkeit ausgesprochen wird, blüht sie erst richtig auf. Es gibt Leute, die können sich über jede Kleinigkeit freuen. Das sind angenehme Menschen, die Freude verbreiten – im Gegensatz zu Menschen, die an allem herumnörgeln. Dankbarkeit macht froh. Kürzlich las ich in einem Buch, wenn man sich über viele kleine und scheinbar selbstverständliche Dinge freuen kann, dann sammelt man in seiner Seele gleichsam einen Vorrat an Freude und Dankbarkeit. Dies kann dann ein Gegengewicht bilden, wenn Ärgerliches oder Schmerzliches über uns kommt. Dankbarkeit macht nachhaltig froh. Und wir könnten uns ja über viele Dinge freuen. Dinge, die immer da sind, meist aber ganz unbewusst. Warum tun wir es nicht? Unser Leben würde heller. „Die Freude an Gott ist unsere Kraft“, so heisst es im Alten Testament. David Steindl-Rast, ein Benediktinermönch und berühmter geistlicher Meister, sagte einmal: „Ich bin nicht dankbar, weil ich glücklich bin, sondern ich bin glücklich, weil ich dankbar bin.“ Er meint also, man muss nicht erst warten, bis man rundherum glücklich ist, um dann eventuell dankbar sein zu können. Wir sollten viel mehr unseren Dank bewusstmachen und ihn dann auch ausdrücken. Umso glücklicher und zufriedener würden wir. Gott oder auch einem Menschen jeden Tag wenigstens für eine Sache danken, für die man noch nie gedankt hat, das kann unser Leben von Grund auf verändern.
Täglich für eine Sache danken, für die ich noch nie gedankt habe. Wir könnten es mal probieren: Für etwas danken, wofür ich mich noch nie bedankt habe. Vielleicht verändert sich etwas!
Matthias Westermann, Diakon