Das neue Kirchenjahr hat bereits am Vorabend des ersten Adventssonntags begonnen. Weihnachten steht somit vor der Tür. Gerade für Familien ist der Dezember eine stressig Zeit, obschon der Weihnachtsmonat doch eine Zeit der Besinnlichkeit und Ruhe sein sollte. Die Pfarrgemeinde St.Georg bietet eine Vielzahl an weihnachtlichen Veranstaltungen für Gross und Klein. Diakon Matthias Westermann beantwortet Fragen zur Adventszeit in der Pfarrei St.Georg und gibt einen persönlichen Einblick in seinen Weihnachtsmonat.
“Man soll sich trotz Stress Zeit für Besinnlichkeit einräumen”
Herr Westermann, der Weihnachtsmonat ist bei allen immer sehr stressig und hektisch. Wie sieht es bei Ihnen aus?
Nach so vielen Jahren im seelsorgerischen Dienst habe ich mich irgendwie daran gewöhnt. Der Advent ist natürlich auch bei mir immer eine Gratwanderung. Auf der einen Seite rufen wir die Leute dazu auf, ruhig zu werden und sich Zeiten der Besinnlichkeit einzuräumen. Auf der anderen Seite ist das kirchliche Personal beinahe rund um die Uhr beschäftigt, der Gemeinde schöne Angebote zu ermöglichen. Ich versuche immer wieder mir Freiräume zu schaffen, um mich selber geistlich vorzubereiten. So fahre ich zum Beispiel jedes Jahr im Advent für einen Tag ins Kloster. Dort versuche ich die Gebetszeiten, zu denen ich als Diakon verpflichtet bin, wirklich zuverlässig einzuhalten. Auch die Gottesdienste in dieser Zeit schätze ich als Kraftquelle.
Haben Sie überhaupt Zeit, Weihnachten mit Ihrer Familie zu feiern?
Natürlich ordnen sich gerade in den Weihnachtstagen alle familiären Aktivitäten den Weihnachtsgottesdiensten unter. Ich nutze die Freiräume, die zwischen den einzelnen Aktivitäten bleiben, um mit der Familie zu feiern. Als die Kinder noch kleiner waren, war das mitunter nicht einfach, wenn ich mitten im Auspacken der Weihnachtsgeschenke aufgebrochen bin, um zum Gottesdienst zu gehen. Die Tage nach Weihnachten, in denen es pfarreilich ganz ruhig wird, geniesse ich dann als Erholungszeit. Diese verbringe ich mit meiner Familie, oft aber auch in meiner alten Heimat, was immer sehr schön ist.
Welche Weihnachtsaktivitäten bietet die Pfarrei?
Bei uns läuft wirklich viel, was auf das Weihnachtsfest vorbereitet. Alle Mitarbeitenden sind da unglaublich engagiert. Wir versuchen ja, das Festgeheimnis zu vermitteln und nicht irgendetwas, was mit Weihnachten gar nichts zu tun hat. Die Gottesdienste haben ein besonderes Gepräge, vor allem jene, die wir ganz früh am Morgen feiern. Die Musik in den Gottesdiensten und vor allem im Weihnachtskonzert ist besonders und öffnet allen das Herz. Wir laden ein zu zahlreichen Veranstaltungen, die Menschen die Einsamkeit nehmen und die Kraft der Gemeinschaft erfahren lassen. Ganz viele Kinder bereiten ein wunderbares Krippenspiel für den weihnachtlichen Familiengottesdienst vor. Es lohnt sich also wirklich, sich über unser Programm zu informieren und daran teilzunehmen.
“Weihnachten in unserer Pfarrei ist sehr festlich und bringt einem zum Staunen”
Ist Weihnachten in der Pfarrei St. Georg was Besonderes für Sie? Wenn ja weshalb?
Weihnachten hier ist wirklich etwas Besonderes. Es ist so festlich und lädt zum Staunen ein. Wenn die Gemeinde mitten in der Nacht zur “Christmette” versammelt ist, wenn alle aufmerksam dem gesungenen Weihnachtsevangelium lauschen oder miteinander “Stille Nacht, Heilige Nacht” singen. In solchen Momenten bin ich, wie viele andere auch, sehr berührt vom ganzen Geschehen und auch ein klein wenig in die eigene Kindheit zurückversetzt.
Was ist das Schönste am Weihnachtsmonat in unserer Pfarrei?
Das ist schwer zu sagen. Vieles ist schön.
Das Weihnachtskonzert der Chöre – ein absolutes Highlight
Welchen Anlass oder welche Veranstaltung möchten Sie auf keinen Fall verpassen?
Fast jedes Jahr verpasse ich das Weihnachtskonzert der Chöre in unserer Pfarrkirche. Das tut mir sehr leid, weil alle immer so begeistert davon sind. Aber ich bin zu dieser Zeit bei der Weihnachtsfeier im Altersheim Bethesda. Dort spüre ich, wie alte Menschen in all ihrer Einsamkeit und ihren Beschwerden durch ein gutes Wort und durch das Singen der alten Lieder wirklich Trost erfahren. Das entschädigt mich für das verpasste Konzert. Deswegen bin ich in diesen Tagen überhaupt viel in den Altersheimen unserer Gemeinde.
Welche Bedeutung hat Weihnachten noch heute für Sie?
Für mich ist das ein ganz starkes Hoffnungsfest. Ein Gott, der nicht im Himmel bleiben will, der sich klein macht. Ein Gott, der sich als Kind Herberge unter den Menschen nimmt. Und so die Herzen der Menschen wandelt. Und dass die Hoffnung auf Frieden auf Erden irgendwann keine Utopie mehr bleibt.
“Weihnachten soll nicht vorgegaukelt werden”
Was hat sich über die Jahre in der Pfarrei bezüglich Weihnachtsfeiern verändert?
Ich erspüre in den letzten Jahren bei allen Generationen eine neue Ernsthaftigkeit in der Vorbereitung und in der Feier des Weihnachtsfestes. Die Leute haben es satt, dass ihnen in den Einkaufsstrassen und auf den Weihnachtsmärkten etwas vorgegaukelt wird, was gar nichts mit Weihnachten zu tun hat. Sie haben wieder Sehnsucht nach dem, was in diesen Tagen wirklich zählt, nämlich, dass Gott Mensch wird, einer von uns. Und dann darf man dies natürlich mit aller Freude und Festlichkeit auch begehen.
Gerade für junge Familien ist dieser Monat sehr zeitintensiv. Welche Veranstaltung kann gerade auch bei Familien mit Kinder die Ruhe und Besinnung bringen?
Ich sage allen Eltern immer, dass sie sich nicht unter Druck setzten lassen sollen durch all die Erwartungen, die da im Blick auf das Weihnachtsfest an sie herangetragen werden. Auch was die Geschenke und den ganzen Konsum angeht. Weniger ist da mehr. Sich Zeit nehmen für die Familie, winterliche Spaziergänge machen, vielleicht unsere wunderbaren Krippenlandschaften mit den Kindern besuchen, die Gottesdienste mitfeiern. So bewahren sie sich das Gespür für das, was wirklich wichtig ist.
Nehmen Sie an allen Veranstaltungen teil?
Das schaffe ich sonst im Jahr auch nicht, an allem teilzunehmen. Das gelingt niemanden in unserem Team. Aber miteinander hoffen wir, dass es ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest wird.
Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen und den persönlichen Einblick in die Weihnachtszeit. Ich wünsche Ihnen trotz allem Stress eine besinnliche und schöne Weihnachtszeit und weiterhin schöne Begegnungen und Momente in der Pfarrei.
Ihre Redaktorin Tiziana Ballabio