Die Tradition des Samichlaus-Besuches um den 6. Dezember besteht schon lange in der Pfarrei St.Georg und wird auch noch heute von vielen Familien sehr gerne in Anspruch genommen. Männer und Frauen der Gruppe St.Nikolaus Küsnacht-Erlenbach besuchen auch dieses Jahr hunderte Familien in Küsnacht. Um den Nikolaustag ziehen die Samichläuse zusammen mit den Schmutzlis von einem Haus zum nächsten. Koordiniert wird die Aktion schon viele Jahre von “Oberchlaus” Patrik Albert. Im Interview gibt er einen Einblick in das Engagement der Gruppe und erzählt Anekdoten zum Schmunzeln.
Samichlaus – ein etwas anderes Hobby
Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für das Interview genommen haben. Sie sind Oberchlaus der Pfarrei St.Georg. Was sind Ihre Aufgaben als Oberchlaus?
Der Oberchlaus bin ich tatsächlich. Als Oberchlaus trage ich für die Organisation und den reibungslosen Ablauf der Samichlausbesuche die Verantwortung. Ich habe aber glücklicherweise ein äusserst kompetentes Team, auf das ich mich absolut verlassen kann.
Wie lange gehen Sie diesem besonderen Hobby als Samichlaus schon nach?
Als Samichlaus bin ich seit meiner Studentenzeit unterwegs. In Küsnacht bin ich – seit ich 2001 hergezogen bin – mit dabei. Seit ungefähr zehn Jahren nun auch als Oberchlaus.
Haben Sie auch als Oberchlaus noch die Zeit und Möglichkeit, als Samichlaus die Kinder zu besuchen?
Ich schaue, dass ich an einem unserer jeweils drei Besuchsabende als Samichlaus unterwegs sein kann. Ansonsten mache ich die Einsatzleitung und koordiniere die Besuche.
Der Samichlausbesuch ist kostenlos, Spenden sind jedoch gern gesehen
Welche Organisation steht hinter den Besuchen?
Primär ist es die Gruppe St.Nikolaus Küsnacht-Erlenbach. Seit ich das Amt des Oberchlauses – als damals amtierender Kirchenpflegepräsident – übernommen habe, konnte ich viele administrative Arbeiten ins Pfarreisekretariat integrieren. Es werden aber trotzdem noch immer viele zusätzliche Stunden in Freiwilligenarbeit benötigt und geleistet, damit alles erledigt werden kann. Wir sind kein Verein, sondern seit jeher eine Gruppierung und dadurch alleine abhängig von der freiwilligen Führungscrew und dem Oberchlaus. Darum konnte ich mit der Eingliederung in die Kirchenstiftung St.Georg im Jahre 2013 eine grössere und personenunabhängige Sicherheit erreichen. So können wir nun nach dem 50-Jahre-Jubiläum, das wir 2013 auch noch mit einem kleinen Fest für alle ehemaligen und aktuellen Helfer und Helferinnen feiern durften, getrost in die Zukunft schauen. Die Samichlausgruppe mit dem ganzen Material ist nun in die Pfarreistruktur eingebettet und das administrative Tagesgeschäft wird in der kurzen „heissen Phase” im Sekretariat erledigt.
Wie wird das Ganze finanziert?
Finanziert werden wir hauptsächlich durch die Spendengelder von den besuchten Familien. Für ausserordentliche Anschaffungen wie beispielsweise unsere Bärte, die aus echtem Haar und somit sehr teuer und pflegeintensiv sind, erhalten wir aber auch von der Kirchenpflege und der Kirchenstiftung St.Georg einen finanziellen Zustupf.
Dann ist der Samichlausbesuch also kostenlos?
Eigentlich ja. Der Samichlaus und alle seine Helfer und Helferinnen arbeiten ehrenamtlich. Wir freuen uns aber über jede Spende, die hilfsbedürftigen Kindern in unserer Umgebung zugute kommt. Der Betrag, der nach eigenem Ermessen festgesetzt aber prinzipiell von uns erwartet wird, gibt man dem Samichlaus am Besten am Besuchsabend mit. Durch unsere Grundausgaben wie die Reinigung der Bärte und Vieles mehr, werden Kleinstspenden schnell neutralisiert. Die Familien werden aber im Vorfeld darüber zusammen mit dem Anmeldeformular informiert.
Es stehen nicht nur Samichläuse, sondern Dutzende freiwillige Helfer im Hintergrund im Einsatz
Wie viele Samichläuse und Schmutzlis sind jedes Jahr im Einsatz?
Wir haben einen stark fluktuierenden Mitarbeiterpool von ungefähr 120 freiwilligen Personen. Diese sind tätig als Samichlaus, Schmutzli, Fahrer, Schminkerin, Ankleide sowie auch für die Verpflegung zuständig. Die Hälfte davon ist in unmittelbarem Kontakt mit den Familien tätig.
Da steckt sehr viel Arbeit dahinter, wie ist die Stimmung unter den Chläusen jeweils?
Die Stimmung bei den Vorbereitungen ist feierlich, ruhig und alle sind konzentriert dabei. Da bis zu zehn Teams gleichzeitig an einem Abend unterwegs sind, läuft das zeitlich gestaffelt ab. Nach den Besuchen herrscht dann eine ausgelassene, entspannte und gemütliche Stimmung beim kulinarischen Beisammensein. Als Abschluss sind immer auch am 6. Dezember alle Ehemaligen eingeladen.
Hatte es bisher immer genug Samichläuse und Schmutzlis?
Bis anhin konnten wir den jeweiligen Bedarf stets abdecken. Unterwegs sind meistens Dreierteams mit einem Samichlaus, einem Schmutzli und einem Fahrer. Es kann aber auch mal vorkommen, dass zwei Schmutzli dabei sind und somit ein Viererteam zu Besuch kommt.
Professionalität wird gross geschrieben
Ist die Samichlaus- oder die Schmutzli-Rolle begehrter?
Samichlaus und Schmutzli kann man so nicht miteinander vergleichen. Die Rolle als Schmutzli ist einfacher zu besetzen, da der Schmutzli bei uns nicht spricht und es daher keine Rolle spielt, ob Männer, Frauen oder Jugendliche „unter dem Bart“ stecken. Beim Samichlaus ist dies ganz anders. Er muss den Abend aktiv bestreiten und einige ganz klare Voraussetzungen erfüllen. Es muss unter anderem zwingend ein Mann sein. Wir setzen nur erfahrene und von uns geschulte Samichläuse ein.
Wurden Sie in Ihrer Samichlausrolle auch schon entlarvt?
Nein, bis jetzt war dies bei mir kein Thema.
Was ist das Tollste oder Lustigste was Sie bisher als Samichlaus erleben durften?
Man erlebt ganz viele tolle und lustige Situationen. Da einen Favoriten zu benennen ist schwer. Eine lustige Begebenheit ergab sich beispielsweise, als bei einem Besuch ein kleines, ungefähr dreijähriges Mädchen neben dem Schmutzli stand. Es musterte ihn ganz interessiert, drehte sich dann zur Mutter um, um ihr lauthals zu sagen, der Schmutzli habe aber dreckige Ohren!
Gibt es auch mühsame Momente?
Ja, das gibt es durchaus auch – aber zum Glück nicht allzu oft. Mühsam wird es dann, wenn Eltern versuchen sich ins Zentrum des Besuchs zu rücken und das Sündenregister in eigener Sache verwenden wollen, um sich gegenseitig zu ermahnen und zu kritisieren. Dies geht ganz klar nicht. Der Samichlaus ist primär für die Kinder da.
Was ist für Sie persönlich das Tollste an diesem Anlass?
Das Tolle ist, das wir mit dem Samichlausbesuch in der Adventszeit den Kindern und den jeweils versammelten Familienmitgliedern jedes Jahr aufs Neue viel Freude machen können.
So können auch Sie den Samichlaus zu sich nach Hause bestellen
Was muss man tun, um vom Samichlaus Besuch zu erhalten? Und wo kann man sich melden, wenn man sich selbst auch engagieren möchte?
Das ist ganz einfach. Man kann sich über unsere Samichlaus Website informieren oder direkt sich direkt beim Pfarreisekretariat melden. Interessierte, welche sich gerne engagieren möchten, können sich ebenfalls das ganze Jahr über im Pfarreisekretariat oder bei mir melden. Wir haben immer Bedarf an „neuen Kräften” und bemühen uns für alle eine passende Aufgabe zu finden.
Nun noch eine letzte Frage: Was ist für Sie das Schönste an unserer Pfarrei St.Georg?
Das Schönste unserer Pfarrei ist für mich, dass sie so lebendig ist und sich so viele unterschiedliche Menschen in den verschiedensten Bereichen freiwillig engagieren.
Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen. Für die kommenden Samichlausbesuche wünsche ich Ihnen viel Erfolg, schöne Erlebnisse und weiterhin engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Ihre Redaktorin Tiziana Ballabio