Mit einem Festgottesdienst wurde am Samstag, 10. November, der Jubiläumsanlass zum 50-jährigen Bestehen der Gemeinschaft Sant’Egidio eröffnet. Der Zürcher Generalvikar Josef Annen stand der Feier als Zelebrant vor und hielt auch die Predigt. Zahlreiche Gläubige aus nah und fern waren der Einladung zum Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Georg gefolgt.
Matthias Westermann berichtet über das Sant’Egidio Jubiläum:
«Alles kann sich ändern, wir müssen es nur tun.». So überschreibt der Italiener Andrea Riccardi, Gründer dieser Gemeinschaft, seine persönliche Analyse der Entstehungsgeschichte. 1968 entstand die Gemeinschaft als neue geistliche Bewegung. Benannt ist sie nach ihrem ersten Treffpunkt, einer kleinen verlassenen Klosterkirche im römischen Stadtteil Trastevere. Seit 50 Jahren nun engagieren sich die Mitglieder dieser Gemeinschaft im Sinne des Evangeliums für die Menschen am Rande der Gesellschaft. Vor allem ihr Kampf gegen die Krankheit AIDS auf dem afrikanischen Kontinent, ihr Einsatz für Flüchtlinge und ihre Friedensinitiativen haben der Gemeinschaft weit über den kirchlichen Raum hinaus Anerkennung eingebracht.
Die weltumspannende Verbundenheit von Gläubigen aus aller Herren Länder und Kulturen war auch Kennzeichen des Gottesdienstes. Sei es durch die Mehrsprachlichkeit der Beiträge oder durch die berührende musikalische Gestaltung, unter anderem mit der bekannten Zürcher Künstlerin Regula Curti und zwei Musikern aus Syrien. Generalvikar Annen verglich in seiner Predigt die Werke von Sant’Egidio mit einem Stachel im Fleisch. Ein Stachel, der nicht zur Ruhe kommen lässt, bevor nicht alles getan ist, die Ärmsten ins Zentrum des eigenen Lebens zu stellen. Nach dem von der Pfarrei offerierten reichhaltigen Buffet begrüssten Pfarradministrator Karl Wolf und Claudia Antonini von Sant’Egidio Schweiz über 150 Gäste im Pfarreizentrum zur Podiumsdiskussion. Darunter auch prominente Vertreter der Gemeinschaft selbst, Dr. Gianni Guidotti aus Rom und Anne-Catherine Reymond aus Lausanne.
Theologen, Politiker und vor Ort Engagierte
Die Überschrift des Abends «Glaubensgemeinschaften im säkularen Umfeld und im interreligiösen Dialog» war nun Gegenstand engagierter Diskussion. Das Gespräch führten miteinander Generalvikar Josef Annen, Professorin Eva Maria Faber von der Theologischen Hochschule Chur, Professor Ulrich Rudolph, Islamwissenschafter an der Universität Zürich, sowie Nationalrat und Präsident der CVP Schweiz, Gerhard Pfister. Dies unter der Leitung von Antonia Moser (Radio SRF). Die Anwesenden waren sich weitgehend einig: Das unermüdliche Wirken von Sant’Egidio habe mit Blick auf die Nöte und Problem der Welt einen starken Vorbildcharakter. Die Gemeinschaft kann nicht nur Einzelpersonen, sondern auch Staaten, vor allem auch die Schweiz, zu einem humanitären Umgang, gerade mit Flüchtlingen, bewegen.
Generalvikar Josef Annen appellierte daraufhin an den CVP-Präsidenten. Er solle sich des christlichen Namens im Parteilogo neu bewusst werden und sich mutiger für Flüchtlingsrechte einsetzen. Nationalrat Pfister setzte dieser Forderung entgegen, dass die Schweiz an rechtsstaatliches Handeln gebunden sei. Wer eine andere Flüchtlingspolitik wolle, müsse dies auf politischem Weg durchsetzen.
Dass gemeinschaftliches Zusammenwirken Vieler nicht nur in der Flüchtlingsfrage einen hohen Mehrwert für die Gesellschaft hat, verdeutlichten vor allem die Beiträge der Gäste aus Lausanne und Rom, die dem Publikum nachwirkende Denkanstösse mit auf den Weg gaben. Der Römer Guidotti zitierte vor aufmerksamen Publikum am Ende der Diskussionsveranstaltung das Wort eines Zeitgenossen Jesu: «Wenn Menschen fehlen, bemühe Du Dich, Mensch zu sein! » Eine mutige, aber auch Hoffnung machende und wegweisende Aussage, angesichts der Herausforderungen, die sich in den nächsten Jahren einer immer stärker globalisierten Welt stellen. Darin waren sich am Ende alle Besucher dieser gelungenen Festveranstaltung einig.