Pastoralassistentin Esther Stampfer verlässt Ende September die Pfarrei und wechselt in die Spitalseelsorge. Diakon Mathias Westermann führte anlässlich ihres Abschiedes ein Interview mit ihr.
Erst einmal meinen Glückwunsch zur neuen Stelle. Kannst Du etwas mehr dazu sagen, was dort Dein Aufgabenbereich sein wird?
Vielen Dank! Ich werde nun im Unispital Zürich als Spitalseelsorgerin arbeiten. Ich werde dort Patienten und Patientinnen und deren Angehörigen beistehen, ihnen zuhören, für sie da sein. Gemeinsam suchen wir Ressourcen, in Bezug darauf, was ihnen Hoffnung, Halt, Trost, Vertrauen und Zuversicht gibt. Auch für das medizinische Personal habe ich ein offenes Ohr und darf sie in belastenden Situationen unterstützen. Neben dem Gespräch am Krankenbett biete ich auch Rituale, Gebete und die Krankenkommunion an, falls gewünscht. Trost und Hoffnung darf ich auch in den Gottesdiensten spenden, die wir regelmässig im Team zusammen mit den Patienten und Patientinnen feiern. Nebenbei werde ich weiterhin meiner Tätigkeit als Palliativseelsorgerin im Zürcher Oberland nachgehen. Ich werde also Menschen zuhause auf ihrem letzten Weg begleiten und sie dabei unterstützen, das Schwere anzunehmen, auszuhalten und durchzustehen.
Wie sehen die nächsten Monate für Dich aus?
Ich werde noch den Firmkurs bis zur Firmung im November 2022 weiter begleiten und leiten. Ich bin also noch zu einem kleinen Pensum hier in der Pfarrei tätig, bevor ich dann im November im Spital starte. Für meine Anstellung dort wird es noch einiges an Vorbereitung brauchen, es gibt viel zu lesen und zu lernen.
Wenn Du zurückblickst auf sieben Jahre Pfarreiseelsorge, was waren besonders prägende Momente?
Ganz sicher waren die Begegnungen mit den Menschen in der Pfarrei die schönsten Momente meiner Arbeit. Die kurzen oder langen Begegnungen nach einem Gottesdienst, die Einladung zu einem Kaffee, die nette Weihnachsgrusskarte eines Pfarreimitglieds oder das Begleiten in schweren Stunden beim Abschied eines lieben Menschen haben mir immer wieder gezeigt, was für einen wunderbaren Beruf ich doch habe. Menschen in ihrem Leben begleiten zu dürfen ist ein wahres Privileg, das ich sehr zu schätzen weiss. Aber auch besondere Aufgaben wie die Pilgerreisen mit dem Pfarreirat, die Firmkurse mit den Firmreisen und so manche Unti-Stunde waren wunderbare Wegstrecken, die ich nicht vergessen werde.
Hat die Begegnung mit Menschen in verschiedenen und zum Teil belastenden Lebenssituationen Dich auch persönlich verändert?
Nun, ich bin vor allem dankbarer geworden, auch für die kleinen Dinge. Das Leben ist nicht selbstverständlich, Gesundheit schon gar nicht. So danke ich Gott jeden Morgen dafür, dass ich gesund aufstehen darf und meinen Tee mit Blick auf den See geniessen kann.
Zwei Jahre dieser Zeit waren stark durch die Corona-Pandemie beeinflusst. Wie hast Du die Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen das Pfarreilebens erlebt?
Wie für alle Menschen war es auch für mich keine einfache Zeit, vor allem der Lockdown. Zum ersten Mal habe ich gespürt, was Landesgrenzen sind, denn ich durfte nicht nach Hause zu meiner Familie. Aber die Technik hat es möglich gemacht, dass man sich doch verbunden fühlte. Ich fand es beeindruckend, wie wir in der Pfarrei zusammengehalten und uns da gemeinsam durchgekämpft haben. Neue Angebote wurden dankbar angenommen, kreative Ideen durften Platz haben und haben die Einschränkungen erträglich gemacht. Dennoch werde ich die Osternacht 2020 nicht vergessen, als wir Seelsorgende in der leeren Kirche Gottesdienst gefeiert haben. Das war ein unfassbar trauriger und schwerer Moment, der mir heute noch die Tränen in die Augen treibt. Ich bin froh, dass diese Zeiten hoffentlich vorbei sind.
Die Pfarrei Küsnacht-Erlenbach hat bis zu Deinem Dienstantritt im Jahr 2015 schon lange Jahre keine Seelsorgerin mehr am Altar erlebt. Wie wurdest Du in der Gemeinde und im Team aufgenommen?
Ich wurde sehr gut aufgenommen. Viele haben es begrüsst, dass endlich eine Frau das Seelsorgeteam ergänzt. Manche waren auch verwundert, dass ich einen Gottesdienst überhaupt leiten darf. Aber das lag eher an der Unwissenheit als an Ressentiments. Dennoch gibt es bis heute Menschen, auch im Küsnachter Gottesdienst, die mich für eine Ministrantin oder Lektorin halten. Aber das muss man aushalten können und dann mit einem Lächeln aufklären.
Die Kirche als Ganzes hat aus den bekannten Gründen schwierige Jahre hinter sich. Viel Schuld und Versagen kam da ans Tageslicht. Wie bist Du mit dieser Situation als kirchliche Mitarbeiterin umgegangen?
Die Kirche ist mir wichtig, sie ist meine Heimat und ich bin mit und in ihr aufgewachsen. Ich habe so viele wunderbare Momente durch sie erleben und fantastische Menschen kennenlernen dürfen. So ist das, was die Kirchenführung durch ihr Vertuschen und Versagen getan hat, für mich persönlich sehr verletzend. Ich war und bin immer noch sehr wütend, wenn ich sehe, wie mit Menschen umgegangen wird. Wie intransparent und unglaubwürdig die Kirche für viele Menschen, gerade in meinem Alter, geworden ist. Es ist schrecklich, dass die Botschaft, für die die Kirche eigentlich stehen sollte, so überschattet wird durch Fehlverhalten und Machtgier.
Ich wünsche mir, dass die Kirche transparenter wird und sich dem Zeitgeist stellt. Es ist immer wieder eine Herausforderung für mich, zu bleiben und weiterhin meinen Dienst zu tun angesichts all der Missstände und Verfehlungen. Aber ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass die Kirche wieder durch Gottes Geist zu Wahrhaftigkeit und Offenheit zurückfindet.
Hast Du einen Wunsch, den Du der Pfarrei Küsnacht-Erlenbach mit auf den Weg geben willst?
Ich wünsche der Pfarrei, dass sie immer die Botschaft des Evangeliums in den Mittelpunkt ihrer Handlungen stellt und Nächstenliebe, Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit gelebt wird. Auch wünsche ich der Pfarrei, dass sie weiterhin als Gemeinschaft unterwegs ist, man aufeinander schaut, so wie ich das bisher erleben durfte. Denn die Gemeinschaft in Küsnacht ist wirklich etwas Besonderes! Ganz wichtig ist mir allen zu danken, die mich in die Gemeinschaft aufgenommen haben, die mich zu dem Menschen gemacht haben, der ich heute bin und mich auch weiterhin persönlich und im Gebet begleiten. Ich hätte mir keine bessere Pfarrei für den Start in das Berufsleben wünschen können.
Es war meine eine grosse Freude, hier arbeiten zu dürfen. Besonderen Dank gilt dem gesamten Team- dem Sekretariat, das immer so akkurat und pflichtbewusst seine Aufgaben macht, den Sakristanen und Hauswarten, die mir immer helfend zu Seite standen, den Katechetinnen, die mir so vieles beigebracht haben und dem gesamten Seelsorgeteam, dass mich immer unterstützt hat und mich so vieles gelehrt hat.
Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen. Im Namen der Pfarrei wünsche ich Dir von Herzen alles Gute und Gottes Segen für die Zukunft und einen gelungenen Start an der neuen Stelle!
Lieber Esther
Alles Gute und Erfüllung auf Deinem weiteren Lebensweg.
Und vielen Dank für das Geleistete.
Willy
Liebe Esther
Viel Erfolg bei deiner nächsten beruflichen Herausforderung und Danke für die Jahre bei uns.
Louis