Am 6. Mai jeden Jahres ist Rom immer fest in Schweizer Hand. Rund um den Petersplatz ist fast ausschliesslich Schweizerdeutsch zu hören. Denn junge Schweizer leisten ihren Treueschwur auf den Heiligen Vater. Dabei versprechen sie, ihn notfalls mit ihrem Leben zu verteidigen. Zahlreiche Gäste aus der Schweiz – Familienangehörige, ganze Pfarreien, Prominenz aus Militär, Politik und Wirtschaft nehmen daran teil. So auch dieses Jahr.
Nicolas Albert beschützt den Papst
Natürlich ist auch etwas Stolz dabei, wenn einer aus den eigenen Reihen diesen Schritt tut. Aus diesem Grund sind dieses Mal auch viele Küsnachter in Rom. Denn mit Nicolas Albert ist wieder ein Mitglied der Pfarrei unter den neuen Rekruten. Mindestens zwei Jahre seines Lebens bringt er für diese gute Sache ein.
Nicolas Albert, ehemaliger Ministrant, leistet als einer von 32 neuen Rekruten vor etwa Tausend geladenen Gästen im Innenhof der Papstresidenz mit lauter Stimme seinen Eid. Um diesen Eid herum spielt sich eine Zeremonie ab, die mit ihrer visuellen Eindrücklichkeit und Farbenpracht jeden in den Bann zieht. Zumal sich alle Regenwolken verzogen haben und die Sonne scheint.
Mit Schweizer Präzision beginnt mit dem Glockenschlag der Uhr und unter Fanfarenklang der Einmarsch der neuen Gardisten. Begleitet werden sie durch die Offiziere und Ausbildner. Vor hohen Kirchenvertretern, einer Reihe von Bischöfen, Kardinälen und dem Präfekten des päpstlichen Hauses, Erzbischof Georg Gänswein, wird jeder Rekrut aufgerufen. Dann leistet dieser auf die Gardefahne den Eid in einer der drei Landessprachen. Das Besondere: Der Eid wird mit lautstarker Stimme gerufen und ist im Innenhof unüberhörbar. Jeder Schritt und jede Bewegung sind perfekt eingeübt. Dennoch wirkt das Zeremoniell nie übertrieben militärisch.
Nachwuchswerbung und Sponsoring
Die väterlich-ermahnende Ansprache des Gardekommandanten, die Predigt des Gardekaplans, das Auftreten dreier Neugardisten mit Alphörnern sowie die schmissigen Weisen der Gardekapelle am Ende der Feier tun ihren Teil dazu, dass all dies doch auch menschlich anrührend wirkt. Überhaupt ist das ganze Festwochenende in Rom durch aktive und ehemalige Mitglieder der Schweizergarde perfekt organisiert. Gardisten führen die Gäste durch die Gärten des Vatikans, zeigen Räume, die sonst nur für Staatsbesuche geöffnet sind, bringen ihre Besucher zu den Ausgrabungen unter dem Petersdom mitsamt dem Petrusgrab, stehen überhaupt für alle Anfragen freundlich und diskret zur Verfügung.
Man spürt, dass die Garde diesen Anlass natürlich auch zur Nachwuchswerbung und zum Sponsoring nutzen will. Geld wird dringend benötigt. Denn die Kaserne muss saniert werden, um den jungen Soldaten nach ihrem anstrengenden Dienst eine ansprechende Unterkunft bieten zu können. Bis anhin sind die Hellebardiere – so heissen die Rekruten die ersten beiden Jahre ihres Dienstes – in Vierbettzimmern untergebracht. Um mehr Privatsphäre zu ermöglichen, sind in der neuen Kaserne Einzelzimmer vorgesehen.
Ein grosser Tag für viele Küsnachter
Dass dies eine eingeschworene Truppe mit einem guten Geist ist, spürt man auf Schritt und Tritt. Die jungen Männer sind freundlich, aber doch von soldatischer Haltung. Ehemalige Gardisten, deren Dienstzeit oft Jahrzehnte zurückliegt, verbringen ihren Jahresurlaub und leisten das ganze Jahr über Dienst in Küche und Büro. Nach der Vereidigung lädt der Gastkanton Luzern, dessen Regierung vollzählig vertreten ist, zu einem reichhaltigen Apéro ein. Tausende Gäste drängen sich in der Audienzhalle des Vatikans und stärken sich an den rustikalen Köstlichkeiten, welche in der Nacht zuvor mit Lastwagen und eigenem Servicepersonal aus der Schweiz angekommen waren.
Nun ist auch Gelegenheit den neu vereidigten Gardisten zu gratulieren. Nicolas Albert ist umringt von seiner grossen Familie und sichtlich erschöpft. Die Proben für diesen grossen Tag waren streng, zudem muss er mehreren amerikanischen Fernsehstationen für Interviews zur Verfügung stehen. Am Vorabend ist es zur Begegnung der Kandidaten und ihren Eltern mit Papst Franziskus im Apostolischen Palast gekommen. An jeden hat der Papst in seiner direkten und menschlichen Art ein paar Worte gerichtet. Auch das ist einer jener vielen Momente, die aus diesen Tagen den Teilnehmenden unvergesslich bleiben werden.
Zum Interview mit David Geisser, ehemaliger Schweizer Gardist
Herzliche Gratulation auch den Eltern!