Joseph Maria Bonnemain wird neuer Bischof Geschrieben am

Nach einer langen Zeit des Wartens hat das Bistum Chur wieder einen Bischof. Am 15. Februar wurde bekannt gegeben, dass Papst Franziskus dem Offizial des Bistums, Dr. Joseph Maria Bonnemain dieses Amt anvertraut hat. Bonnemain ist 72 Jahre alt, Mitglied des Opus Dei, Kirchenjurist, Arzt und Spitalseelsorger. Wir haben Diakon Matthias Westermann befragt, wie er zu dieser Ernennung steht.

Bonnemain ist uns bestens bekannt

Dr. Joseph Bonnemain im letzten Herbst bei der Spendung des Firmsakraments in Küsnacht

Nun hat das Bistum endlich seinen Bischof. Hat Sie die Wahl überrascht?

Überrascht hat mich die Wahl von Joseph Bonnemain nicht. Nach der Rückweisung der Dreierliste durch das Domkapitel war mir klar, dass der Papst diesen Affront nicht akzeptieren und einen dieser Kandidaten zum Bischof von Chur ernennen wird. Meine Hoffnung war schon die ganzen vergangenen Jahre und Monate, dass Joseph Bonnemain in dieses Amt berufen wird. Die grosse Mehrheit der kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist übrigens ausserordentlich froh über diese Wahl. So haben wir, wie alle Pfarreien des Bistums, am Abend des Ernennungstages die Kirchenglocken als Zeichen der Freude läuten lassen.

Kennen Sie Joseph Bonnemain persönlich?

Ja, sogar ganz gut. Viele Jahre vertrat er den Diözesanbischof im Rat der Diakone und Laientheologen. Dort durfte ich im Vorstand mit ihm zusammenarbeiten. Er ist wirklich so, wie man jetzt in allen Medien über ihn lesen kann. Er ist ein kommunikativer Typ, bringt die Dinge, auch die unangenehmen, auf den Punkt. Dazu ist er hochintelligent und von natürlicher Autorität. Irgendwie ist er immer auch der Arzt von früher geblieben, mit einem therapeutischen und wohlwollenden Blick auf sein Gegenüber. Ich hatte immer wieder an ihm bewundert, welch grosses Arbeitspensum er stemmt. Er ist ja kein junger Mann mehr. Trotz all seiner Verpflichtungen war er aber immer bestens vorbereitet und sich für kein Engagement zu schade.

Darüber hinaus ist er ein charmanter Gesprächspartner, der humorvoll und gewinnend sein kann. Dazu bringt er eine Menge an Erfahrungen aus der Seelsorge mit ein. Ohne ihn wäre unser Bistum nie so weit in der Frage des Umgangs mit dem sexuellen Missbrauch. Auch in unserer Pfarrei hat er durch seine klare und direkte Art bei der letzten Firmfeier grossen Eindruck hinterlassen. Für mich bringt er alle Qualitäten mit, die von einem Bischof heute erwartet werden.

Es wird eine grosse Herausforderung

Welche Aufgaben muss der neue Diözesanbischof nun anpacken?

Der künftige Bischof

Unendliche viele. In unserem Bistum haben sich in den letzten Jahrzehnten so viele Gräben aufgetan und so viele ungute Polarisierungen ergeben, dass die Stimmungslage entsprechend schlecht ist und die wirklichen Probleme nicht angegangen wurden. Da Joseph Bonnemain alle komplizierten Strukturen gut kennt, mit vielen Personen und Exponenten der verschiedenen Strömungen im Gespräch ist, bei allen Gremien einen sehr guten Eindruck hinterlassen hat, wird er schon aufgrund seiner Person und seines guten Rufes, so hoffe ich, überall Willen zur konstruktiven Zusammenarbeit vorfinden.

Für ihn gilt es nun, wirklich Brückenbauer zu sein und vor allem natürlich auch Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu finden, die die entsprechenden Leitungspositionen besetzen können. Das wird sicher nicht leicht sein. Aber wenn dies jemand gelingen kann, dann ist es Bonnemain. Er ist bestens vernetzt, kennt viele im Bistum und darüber hinaus sowie auch deren Fähigkeiten. Und für einen Neuanfang muss man sich nun auch zur Verfügung stellen, sonst wird er nicht gelingen.

Die Erwartungen sind hoch

Das klingt nach ziemlich vielen Erwartungen?

Das stimmt. Ich finde, man muss nun aufpassen, den neuen Bischof nicht mit allen möglichen Erwartungen, die ja manchmal sehr widersprüchlich sind, zu konfrontieren. Oder ihm eine Macht zuzuschreiben, die er gar nicht hat. Wir überfordern unsere Bischöfe, wenn wir sie zu Projektionsflächen für unsere Sehnsüchte machen. Bonnemain wird keine Frauen zu Priesterinnen weihen und er wird ganz sicher nicht der erste Bischof der Schweiz sein, der sich von Rom lösen will. Manchmal gibt es ja gerade im deutschsprachigen Raum Visionen von der Erneuerung der Kirche, für die eine Weltkirche nicht bereit ist, und die somit nicht motivieren, sondern nur frustrieren und blockieren.

Aber er wird eben, im Gegensatz zu seinem Vorgänger, ein gutes Gehör haben für die Sorgen und Nöte der Gläubigen. Er wird auch uns Seelsorgende und unsere Kompetenz und unsere Erfahrungen ganz anders in den Blick nehmen und eine wirkliche Zusammenarbeit mit uns pflegen, da bin ich mir ganz sicher. Und er wird die Rolle Zürichs im Gesamtbistum stärken, bis hin zur möglichen Errichtung eines Bistums Chur-Zürich.

Auf grosse Festlichkeiten muss leider verzichtet werden

Was passiert nun konkret? Wann tritt er sein Amt an?

Joseph Bonnemain wird am 19. März, dem Josefstag, in der Kathedrale von Chur durch Kardinal Kurt Koch zum Bischof geweiht. Damit beginnt offiziell sein Leitungsdienst. Leider kann dieser Tag nicht als grosses Fest gefeiert werden, was viele natürlich sehr bedauern. So dürfen aufgrund der aktuellen Coronamassnahmen gerade 50 Personen beim Weihegottesdienst anwesend sein. Deswegen wird die Zeremonie per „Livestream“ übertragen. Es spricht für den neuen Bischof, dass dazu nicht nur Honoratioren, sondern Vertreter des ganzen Volkes Gottes, auch von den Rändern, eingeladen sind. Irgendwann soll dann ein grosses Fest folgen, wenn man wieder unbeschwert feiern kann.

Joseph Bonnemain nähert sich ja der Altersgrenze, an der die Bischöfe dem Papst den Rücktritt anbieten müssen. Bleibt ihm für all seine Vorhaben nun überhaupt genug Zeit?

Da hat Rom, genauer gesagt die Kongregation für die Bischofsernennungen, zum Glück eine gute und weise Entscheidung getroffen. Der neue Bischof von Chur wird, wenn es seine Gesundheit zulässt, wenigstens fünf Jahre im Amt sein. Somit bleibt ihm genug Zeit, all das umzusetzen, was einer guten Zukunft des Bistums förderlich ist. Ich traue Joseph Bonnemain zu, diese Herkulesaufgabe zu schultern, den guten Willen aller Beteiligten vorausgesetzt, um dann seinem Nachfolger ein wohlbestalltes Haus übergeben zu können.

Vielen Dank für die Beantwortung unserer Fragen! Wir wünschen dem neuen Bischof einen guten Start im Amt sowie gutes Gelingen.

2 Antworten zu “Joseph Maria Bonnemain wird neuer Bischof

  1. Vielen Dank für die ausführlichen Informationen über unseren neuen Bischof. Das scheint mir eine ganz grosse Persönlichkeit zu sein .Ich freu mich, ihn gelegentlich kennen zu lernen.

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