Angehörige der Pfarrei Küsnacht-Erlenbach und Pfarradministrator Karl Wolf engagieren sich schon seit langem für die Anliegen und Aktivitäten der Gemeinschaft Sant’Egidio. So sind auf privater Basis einige Pfarreimitglieder an das Friedenstreffen nach Berlin gereist. Hier ein Blick auf die Gemeinschaft und auf das jährlich stattfindende Friedenstreffen:
Was ist die Gemeinschaft Sant’ Egidio?
Die Gemeinschaft Sant’Egidio ist eine als „Öffentlicher Verein von Gläubigen in der Kirche“ von der römisch-katholischen Kirche anerkannte geistliche Gemeinschaft, die 1968 von Andrea Riccardi in Rom als Laienbewegung von Schülern und Studenten gegründet wurde. Sie ist nach ihrem Hauptsitz, dem ehemaligen Kloster Sant’Egidio im römischen Stadtteil Trastevere benannt. Die Gemeinschaft betrachtet die Auseinandersetzung mit der Bibel, das Hören auf das Wort Gottes, das Gebet, die „Weitergabe des Evangeliums“, die „Freundschaft mit den Armen“, die Ökumene, den interreligiösen Dialog und den Einsatz für Frieden und Menschenrechte als zentral. Papst Franziskus hat Sant’Egidio bei seinem Besuch der Gemeinschaft am 14. Juni 2014 mit drei „P“ charakterisiert: preghiera, poveri, pace (Gebet, Arme, Frieden).
Die Friedenstreffen von Sant’ Egidio
Beim ersten Weltgebetstreffen 1986 in Assisi halfen Mitglieder der Gemeinschaft Sant’Egidio bei der logistischen Durchführung. Die Gemeinschaft gestaltet seitdem jährliche „Internationale Friedenstreffen“, wovon das diesjährige in deutsche Hauptstadt Berlin stattfand, an dem auch einige Mitglieder unserer Pfarrei Küsnacht, die mit St. Egidio verbunden sind, teilnahmen.
Das Treffen hatte zum Motto „Den Frieden wagen” und wurde von der katholischen und der evangelischen Kirche Berlins mit veranstaltet. Auf rund 20 Foren, die auf den beiden Tagen nach der grossen Eröffnungsveranstaltung am 10. September folgten, sprachen hochrangige Vertreter aus Politik und Religionen über das Thema Frieden. So beehrten nicht nur mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz die Staatsspitze Deutschlands das Treffen, sondern auch religiöse Führer wie der islamische Grossimam der Kairoer Al-Hazar Universität, Bischöfe und Vertreter der Kirchen.
Friedensbotschaft des Papstes
Auch Papst Franziskus steuerte eine Botschaft für den Frieden bei: So eröffnete und betonte er unter anderem:
«Sie sind dieses Jahr in Berlin am Brandenburger Tor versammelt, christliche Führer, Führer der Weltreligionen und zivile Autoritäten, versammelt von der Gemeinschaft Sant’Egidio, die treu den Pilgerweg des Gebets und des Dialogs fortsetzt, den der heilige Johannes Paul II. 1986 in Assisi begonnen hat. Der Ort Ihres Treffens hat eine besondere Bedeutung, denn genau dort, wo Sie sich versammelt haben, fand ein historisches Ereignis statt: der Fall der Mauer, die die beiden deutschen Staaten trennte. Diese Mauer teilte auch zwei Welten, den Westen und den Osten Europas. Ihr Fall, der durch verschiedene Faktoren, den Mut und die Gebete vieler Menschen ermöglicht wurde, eröffnete neue Perspektiven: die Freiheit der Völker, die Wiedervereinigung der Familien, aber auch die Hoffnung auf einen neuen Weltfrieden nach dem Kalten Krieg».
Frieden – dringender denn je Angesichts des ersten Angriffskrieges in Europa seit dem 2. Weltkrieg ist das Thema Frieden auch für die Europäer wieder näher gerückt. In der Ukraine und weltweit, über Libyen, Mali, den Jemen, im Kongo und Sudan herrscht Krieg und Gewalt und alle Gläubigen sind dazu aufgerufen für den Frieden zu beten zum Beispiel in den Worten des Friedensgebet von Sant’Egidio:
„Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens,
dass ich Liebe übe, wo man hasst;
dass ich verzeihe, wo man beleidigt;
dass ich verbinde, wo Streit ist;
dass ich die Wahrheit sage, wo der Irrtum herrscht; dass ich den Glauben bringe, wo der Zweifel drückt; dass ich die Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält; dass ich Licht entzünde, wo die Finsternis regiert; dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.
Herr, lass mich trachten:
nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste; nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe; nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe. Denn wer da hingibt, der empfängt;
wer sich selbst vergisst, der findet;
wer verzeiht, dem wird verziehen,
und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben. Amen“